Nachdem der MUC500 eingebaut, 400 Zähler angebunden und 150 davon im zweiten Serviceeinsatz auslesbar gemacht wurden, sollten in einem letzten Termin die restlichen 400 Zähler im System angebunden werden.
Serviceeinsatz 3:
Normalerweise scannt man nun den M-Bus einfach nach Zählern ab und hat dann die Zähler erfasst. Doch es kam anders. Als ich feststellte, dass die Zähler weder per Primär- noch Sekundärselektion gefunden wurden und auch eine direkte Abfrage der Seriennummern keine Erfolge brachte, war mir klar, dass hier definitiv ein physisches Problem vorliegen muss.
Also erstellte ich gemeinsam mit dem Objektleiter eine Liste der Zähler und deren Installationsorte. Solch eine Übersicht hilft, um Fehlerbilder zu lokalisieren und gezielt an bestimmte Orte zu gehen.
Als Erstes kontrollierte ich jedoch die restlichen Repeater erneut. Dort sollten die Zähler aufgeschaltet sein. Wenn die Zähler angeschlossen sind, muss sich das also messtechnisch nachweisen lassen.
Dazu habe ich eingehende M-Busleitungen geprüft und den Strom im Ruhezustand gemessen.
Hier eine kleine Skizze zur Strommessung:
Grundsätzlich legt die EN 13757‑2 eine Standardlast (UL, unit load) auf 1,5 mA fest. Dies ist die Stromaufnahme, welche ein Zähler im Ruhezustand in der Regel nicht überschreiten sollte.
Somit konnte ich grob überschlagen, wie viele Zähler sich an einem Strang befinden. Das Messergebnis zeigte einen validen Bereich, doch ein Effekt war auffällig: Bei der Strommessung konnte ich einen pulsartigen Strom messen. Das sollte auf M-Bus-Linien so nicht zu sehen sein. Denn ohne Anfrage eines Masters darf kein M-Bus-Zähler auf dem Bus etwas senden, also den Strom modulieren. Da die Auslesung in dem Moment nicht aktiv war, deutete dies auf ein fehlerhaftes/falsches Gerät oder eine fehlerhafte Installation hin.
Nach mehreren Versuchen der Lokalisierung durch Auftrennen der Busleitungen stellte sich heraus, dass in einer M-Bus-Verteilerdose Steuerleitungen der Entrauchungsanlage aufgeklemmt waren und somit vermutlich den Bus störten. Diese habe ich dann entfernt.
Nachdem das Störsignal weg war, empfing ich sofort den Rest der an diesem Strang angebundenen Zähler.
Also Problem behoben. Sehr gut, dachte ich mir. Immerhin waren nun weitere ca. 350 Zähler im System erfasst. Nachdem ich an den Strängen der Repeater keine weiteren Fehler finden konnte, es aber trotzdem noch einige Zähler gab, die nicht eingebunden waren, habe ich begonnen, die Zähler vor Ort zu prüfen.
Hierbei ergaben sich weitere Fehlerszenarien:
Einige Zähler wiesen Auffälligkeiten auf. Kurz zusammengefasst gab es hierbei 4 Fehlerursachen:
- Der Zähler ist M-Bus-fähig, es war jedoch keine M-Bus-Zuleitung vorhanden.
- Der Zähler ist nicht M-Bus-fähig, wurde jedoch so geführt.
- Der Zähler ist M-Bus-fähig, war jedoch defekt, also antwortete nicht auf Masteranfragen.
- Es handelte sich um einen Impulszähler, der auf den M-Bus geklemmt war.
Die Konsequenz war, die Zähler zu tauschen oder die Zuleitung zu verlegen. Dies übernahm der Anlagenbetreiber im Nachgang in Abstimmung mit uns.
Auch die Verkabelung war nicht in allen Teilen korrekt ausgeführt. Das genutzte Steuerkabel mit 4 Adern, davon zwei genutzt, und der falsche Umgang damit in den Verteilerdosen war eine weitere Fehlerursache:
- Vom Master kommend wurden die Adernpaare rot und schwarz eines J-Y-ST-Y 2x2x0,8 mm² für M-Bus genutzt.
- In einer der Verteilerdosen wurden nun nicht weiter rot und schwarz verwendet, sondern grün und weiß zu den Zählern.
Am Zähler wurde dann schließlich wieder rot und schwarz angeklemmt. Durch das durchgängige Nutzen von rot und schwarz konnte ich den Fehler beheben.
Am Ende des dritten Serviceeinsatzes konnten nun alle Zähler abgelaufen und die Probleme behoben werden. Ich hatte es endlich geschafft. Es lag nun ein fehlerfreies M-Bus-Netz mit einem System vor, welches 800 Zähler, bis auf wenige die noch zu tauschen waren, ausliest und täglich Zählerdaten reportet.
Dieses Beispiel zeigt, dass es bei komplexen M-Bus-Netzen auch mal zu mehreren Serviceeinsätzen kommen kann, um eine fehlerfreie M-Bus-Kommunikation herzustellen. Und am Anfang eines Supportfalls weiß man nie wirklich, was einen erwartet. Aber dies macht meine Arbeit so spannend und abwechslungsreich.
Zum Schluss meines Blogbeitrages möchte ich noch einen Schnappschuss von meinem Einsatz zeigen. Hier habe ich einen Zähler in der Zwischendecke geprüft und die Füße, die zu sehen sind, gehören natürlich mir. ?